Die Kooperation mit den Städtischen Werken Kassel im Vertriebsbereich zeigt, dass die EAM noch nicht im Wettbewerb um Kunden angekommen ist und weiterhin in der alten Rolle als Platzhirsch agiert. Die Städtischen Werke haben die lange Übergangsphase der E.ON Mitte AG hin zur EAM genutzt und sich im Landkreis positioniert und wechselwillige Kunden aufgefangen.

Die Gründung des Energievertriebs Niestetal Energie zeigt, dass die Städtischen Werke wesentlich strategischer, schneller und flexibler auf dem Markt agieren. Statt sich dieser Herausforderung zu stellen, begibt sich die EAM nun in die Arme des direkten Konkurrenten.

Der Monitoring Bericht 2013 der Bundesnetzagentur stellt fest, dass sich vier von fünf Kunden von ihrem Grundversorger beliefern lassen. Haushalte die keinen Stromversorgungsvertrag abgeschlossen haben, werden automatisch Vertragspartner des Grundversorgers. Das zeigt, wie wichtig diese Position im Markt ist. Neben der geringen Wechselbereitschaft in der Kundenstruktur von Grundversorgern, generiert dieser somit immer automatisch Neukunden. Oberstes Ziel der EAM sollte es daher sein, sich als Grundversorger zu positionieren.

Mit der bisherigen Produktpalette, die ausschließlich auf den Bereich von Ökostrom ausgerichtet ist, bietet man nicht die nötige Breite an Produkten, um speziell im Bereich der Kosten zu punkten. Die Gründe für einen Wechsel des Stromanbieters sind laut der Studie "Unternehmensprofile Stromanbieter 2014“ vor allem die Kosten, aber auch Stromherkunft, Service, Tarifflexibilität und Anbieterimage.

Der Fokus der Kunden liegt vor allem auf den Kosten und die bisherige Strategie der EAM zeigt, dass man die Rolle des Herausforderers nicht angenommen hat und durch die Kooperation mit den Städtischen Werken auch nie annehmen wird. Bei dieser Kooperation gibt es nur einen Profiteur und das sind die Städtischen Werke, die sich als Kooperationspartner der EAM nun auch in der Fläche positionieren und dafür sorgen, dass es keine konkurrenzfähigen Produkte seitens der EAM geben wird.

„Die Entwicklung und Strategie der EAM zeigen, dass es dringend nötig wäre im Aufsichtsrat über die strategische Ausrichtung der EAM zu sprechen und dass derzeit alle sinnvollen Ziele bei der Ausrichtung der kommunalen EAM verfehlt werden“ sagt der Landratskandidat der CDU Kassel Land Patrick Weilbach. Aufgrund der Regulierung und der anstehenden Investitionen geht man im Netzgeschäft von rückläufigen Ergebnisbeiträgen aus, daher wäre es umso wichtiger, einen erfolgreichen Vertrieb zu positionieren und über weitere Geschäftsfelder nachzudenken. Die derzeit verantwortlichen Politiker und die EAM scheinen sich diesen Herausforderungen nicht zu stellen.

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